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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 79

1906 - München : Oldenbourg
18. Bayerische Stammesangehörige als Vertreter des mittelalterlichen Chronistenstils. 79 hett man aufgelegt ain guldeins tuch und am seideins küß. in dem ersten stand do man heraus get bei dem sagran, do stund der füng, nach im Herzog Albrecht, darnach ain Herzog von Brannsweig, darnach ain landgras von Hessen, darnach bischof Sixt, darnach über zwen stand2) des türkischen kaisers brnder.3) do man das ewangelinm gelesen Hett, gieng der bischof hinauf und nam das pitch von des küugs eaplan und eredenzt das mit ainem roten seyden tüchlein und gab das dem kling alaiu zu küssen, also tet er auch mit dem agnns, nam er di Paten mit der credenz und gab das dem küng zu küssen, do das gotlich ambt volbracht ward, gieng der küng aus gen sand Sigmund und darnach in di bnrk. er schiket etlichs Volk gen Augspurk. do nun der bischof all fürsten und ir Volk wol gespeist hett, rait der küng mit den fürsten obgenant auf gen München, der bischof gab im das gelait, so weit sein land wer et. Zu München ward der küng gar srolich von seiner fbefteren empfangen, man machet im zu lieb di selb nacht amen tanz. er tanzet zwir4) mit feiner fbester. d) Johannes Turmair, genannt Aveutinus?) Beschreibung des Baierlands in der gemein auf das Kürzest. Das ganz land in der gemäht ist vast6) fruchtpar, reich an salz traib viech bischen holz Waid wilbprüt und kurz alles, so zu der fchuabehuaib7) bient, ist allba übrigs genueg. Viech salz traib wirb in ander laut getriben, gefüert und verkauft. Wein pringt man aus andern lanben auf land und Wasser, neinlich ab dem Rein, Neckar, cmß dem Elsaß, welschen lanben, Chrain, Hister-reich8), Veltliner tal, Tramin, Franken und Österreich. Und, als das gemain geruech, nienbert lebt und tigt man paß?) Der lengft tag ist über sechzehen stnnb, der kürzest bei acht stunben lang. Oster- u. westerwind, den man ober und niber nent, wäen bick10) und oft und gegen bcnen pflegt man nit zu pauen; der oberwinb pringt gern regen und ungeteilter, der anber fchoen und ftaet Wetter. Beschreibung der sitten des lands auf das Kürzest und in der gemain. Das baierisch Volk (gentainlich bavon zu reben) ist geistlich, schlecht und gerecht, get, läuft gern firchfertenn), Hat auch vil ftrchfart; legt sich mer auf Kirchenstuhl. -— S) d. H. zwei Kirchenstühle hinterhalb. — 3) Prinz 3) schern, Bruder des türkischen Sultans B ajazeih, der von den Johannitern gefangen und von dem König von Frankreich an König Maximilian als Gefangener ausgeliefert worden war. — 4) zweimal. 6) „S amtliche Werk e", auf Veranlassung Sr. Majestät des Königs von Bayern herausgegeben von der Kgl. Akademie der Wissenschaften, Iv. Band, bayerische Chronik, herausgegeben von Matthias Lexer, München 1883, S. 41 ff. 6) sehr, oft. — 7) Speise. — 8) Istrien. — 9) wohnt man besser. — 10) wehen häufig. — U) Wallfahrten^

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. III

1906 - München : Oldenbourg
Vorwort. ieses Lesebuch zur Geschichte Bayerns ist entstauben im Auftrag des K. Bayerischen Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schul-angelegenheiten. Die hohe Uuterrichtsverwaltung war hiebei von dem Wunsche geleitet, es möchte künftighin an den Mittel- und Volksschulen der Unterricht in der Geschichte unseres engeren Vaterlandes „in einer anregenberen, die Herzen der Jngenb erwärmenbereu und so für das spätere Leben nachhaltigere Einbrücke hinterlassenen Weise erteilt werben; die lehrreichsten, rühmlichsten und so wissenswürbigsten Partien der Geschichte Bayerns sollten in faßlicher, an-ziehenber Darstellung ohne alles gelehrte Beiwerk zur Veranschaulichung gebracht werben". Kirchengeschichtliches als speziell dem Religionsunterricht zugehörig war von der Ausnahme überhaupt auszuscheiben; bagegen glaubte der Verfasser dem Kulturgeschichtlichen einen breiten Platz einräumen zu müssen, zumal heute die allgemeine Forberung dahin geht, daß nicht bloß Kriegs- und Waffentaten den Gegenstanb des Geschichtsunterrichtes bilben sollen, sonberu daß auch die Entwicklung des inneren Volkslebens, aus der heraus erst die Gesamt-znstände einer Zeit richtig erfaßt werben können, zu anschaulicher Darstellung gelange. Der Charakter des Lesebuches bebingte die Aufnahme möglichst geschlossener Einzelbarstellungen. Sie sinb in erster Linie gebacht für den unmittelbaren Gebrauch beim Unterricht, also für die Hand des Lehrers. Wer Erweiterung der in den Lehrbüchern weniger ausführlich behandelten Gebiete für angezeigt hält, möge in vorliegenber Sammlung Stoff und Anregung finben. Zwischen den hier gebotenen kulturgeschichtlichen Ausführungen und dem Lehrgang der politischen Geschichte den harmonischen Zusammenhang herzustellen bürste nicht schwer fallen. Wer etwa in bestimmten Schulen für einfachere Verhältnisse auszufcheiben hat, wirb leicht ersehen, was sich entbehren läßt. Wer tiefer bringenbe Belehrung sucht, dem wirb die vom Herausgeber benutzte und zuverlässig zitierte Literatur eine willkommene

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 1

1906 - München : Oldenbourg
1. Bayernlied. Von Alois Dreyer?) Gut und Leben laßt uns weihen Unserm deutschen Vaterland, Daß es möge froh gedeihen, Daß kein Feind mit frevler Hand, Neidend Deutschlands Ruhm, bedräue Seinen festgefügten Bau! Aber schwört auch inrt’ge Treue Unsrer Heimat weiß und blau! Mächt'ge Ströme, klare Seen Grüßen sie im Silberglanz. Dort begrünte, sanfte Hohen, Hier von Feld und Wald ein Kranz! Stolze Städte seh' ich blühen, Dörfchen schmuck birgt jeder (Bau; Darum unsre Herzen glühen Für die Heimat weiß und blau. Und das Volk in seiner Mitte Hat stets unentwegt bewahrt Gottesfurcht und schlichte Sitte Und der Väter deutsche Art. Fleiß ziert es und Herzensgüte, Scheint sein Wesen oft auch rauh * Reich an jeder Tugend Blüte Ist die Heimat weiß und blau. Bayerns Ruhm und Wohlfahrt heben Will sein Fürst, wie er versprach; Damm sind wir treu ergeben Unserm Hause Wittelsbach. Huldigend nah'n wir dem Throne, Unsre Liebe neu zu weihn: Sie ist in der Fürstenkrone Wohl der schönste Edelstein. Nie im Glück und in Gefahren Löst der (Eintracht festes Band! Laßt uns Treue auch bewahren Dem geliebten Bayerland! Laßt die Hände froh uns falten: „Guter Gott, vom Himmel schau, Gnädig wollest du erhalten Unsre Heimat weiß und blau!" 2. Wohnsitze, Namen und Sprache» Herkunft des Bayernvolkes. Don Siegmund von Riezler?) Von allen deutschen Stämmen I gibt heute der bayerische allein einem Staate den Namen, der wenigstens den Kern der alten Stamm lande zum größeren Teile umschließt und in Reffen Bevölkerungszahl der namengebenbe Stamm das Übergewicht hat. l) Auf lichten Höhen, ©. 23. Dresden-Leipzig, 1897, E. Pierson. S) Geschichte Bayerns, I. Band, 4 ff. Gotha, 1878, A. Perthes. Krouseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 1

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 70

1906 - München : Oldenbourg
70 17. Der Bayernstamm im altdeutschen Schrifttum. 17. Der Bayernstamm im altdeutschen Schrifttum. Von Hermann Stöckel.* Jedem, der die Geschichte des deutschen Volkes aufmerksam verfolgt, drängt sich von Anfang an eine gewisse Mannigfaltigkeit der Erscheinungen auf, die sich aus der Verschiedenheit der Stämme unserer Nation ergibt. Können sie auch alle — der schweigsame Friese wie der ernste Sachse, der bewegliche Franke wie der frohsinnige Thüringer, der tüchtige Schwabe wie der treuherzige Bayer — als Söhne eines und desselben Hauses die Gemeinsamkeit der Abstammung nicht verleugnen, so zeigt doch auch jeder von ihnen eine so ausgeprägte Sonderart, die er von jeher in einem kräftigen Eigenleben betätigte, daß darin ein Hauptreiz der Beschäftigung mit der Geschichte des deutscheu Volkes liegt. Und wie die natürliche Veranlagung der Brüder verschieden ist, so auch das, was jeder von ihnen zur Ausgestaltung der Grundzüge des gemeinsamen deutschen Wesens beigesteuert hat. Wenn vom wetterfesten Friesen, dem äußersten Hüter deutscher Erde geu Nordwesten, der von jeher den „goldenen Gürtel" seiner Deiche gegen das beutelüsterne Meer zu schützen hatte, ein alter Spruch sagt: „Frisia non cantat“, so bewies der südöstlichste der deutschen Stämme, der um die stolze Donau und im erhabenen Alpengebirg seine Heimat gefunden, von Anfang an eine ausgesprochene Neigung und Befähigung zum Singen und Sagen. Und so ist dieser Stamm der Bajuwaren, wenn er auch als letzter in die Geschichte eingetreten, doch nicht der letzte an geistiger Begabung und an Betätigung dieser seiner Geistesgaben in dem friedlichen Wettkampf, in dem die Söhne Germanias die Jahrhunderte deutscher Geschichte hindurch ihre Kräfte maßen. „Tole sint uualhä, spähe sint peigirä; luzic ist spähe in uualhum, mera hapent tolaheiti denne spähi“, toll (unklug) sind (die) Weilchen (Welschen), spähe (klug) sind (die) Bayern; wenig ist Spähe (Klugheit) in (den) Walchen, mehr haben (sie) Tollheit (Unklugheit) denn Spähe (Klugheit) — mit diesem in den Kasseler Glossenuns überlieferten Bekenntnis nicht geringen Selbstgefühls, das sich dem befremdenden Gebaren einer anderen Volksart gegenüber in naivem Selbstlob äußert, tritt der Bayernstamm in das deutsche Schrifttum ein. Bald aber beansprucht er nicht nur sondern beweist er auch geistige Regsamkeit, indem er teilnimmt an der Entwickelung der althochdeutschen Dichtung. „Das hört' ich unter den Lebenden als das höchste der Wunder, Daß Erde nicht war noch Überhimmel, Noch Baum (nicht stund) noch Berg nicht war, Nicht (der Sterne) einer noch Sonne nicht schien, Noch Mond nicht leuchtete noch die mächtige See. 0 Eines der sachlich angeordneten Wörterbücher der Karolingerzeit, das in bayerischer Mundart abgefaßt, in einer Handschrift aus dem Kloster Fulda auf uns gekommen und nach seinem Aufbewahrungsort benannt ist.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 113

1906 - München : Oldenbourg
26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern. Hz 26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern bis zum Jahre 1500. Don Ernst Freys. * Schon vor der am 28. Oktober 1462 erfolgten Eroberung der Stadt Mainz durch Adolf von Nassau, welche als der Hauptaulaß zur raschen Verbreitung der Erfindung Gutenbergs angesehen wird, hatte die letztere in zwei Städten Deutschlands ihren Einzug gehalten, nämlich iu Straß bürg und Bamberg, wo bereits 1460 Typographen nachweislich tätig sind. Iu dem Bayern der Jetztzeit nimmt sonach Bamberg den Ruhm für sich in Anspruch die älteste Druckstadt zu seiu und Albrecht Psister war es, der hier die erste Presse errichtete. Woher er stammte und wie sein Lebensgang war, darüber ist so gnt wie nichts bekannt; ebensowenig hat man bis jetzt Sicheres über seine Beziehungen zu Gutenbergs typographischen Unternehmungen, besonders zur sogenannten 36zeitigen Bibel, feststellen können. Doch ist die Annahme berechtigt, daß Pfister, als dessen Geburtsjahr etwa 1420 angesehen wird, während er gegen 1470 gestorben sein soll, die Bnchdrnckerknnst bei dem Erfinder selbst erlernte und 1457 von dort nach Bamberg übersiedelte. Ursprünglich mag er das Geschäft eines Holzschneiders betrieben haben, denn er ist der erste Drucker, der es unternahm seine Bücher mit Illustrationen auszuschmücken. Zu den frühesten der von ihm hergestellten Druckerzeugnisse, deren Mehrzahl in deutscher Sprache abgefaßt ist, dürften wohl die beiden kleinen, mit Metallschnitten versehenen Schriften „Die sieben Freuden Mariens" und „Die Leidensgeschichte Jesu" zu rechnen sein, die um 1460 entstanden sind und sich nur in einem einzigen, in der Hof- und Staatsbibliothek zu München befindlichen Exemplare erhalten haben. Nach einer damals nicht selten geübten Sitte enthalten sie weder das Jahr des Erscheinens noch auch den Namen und Wohnort des Druckers; erst in der 1461 erschienenen Fabelsammlung des Berner Dominikaners Ulrich Boner, welche den Namen ..Edelstein" trägt, wird Bamberg zum ersten Male als Druckort und in dem ..Buche der vier Historien von Joseph, Daniel, Jndith und Esther", einem Auszuge aus der Biblischen Geschichte, von 1462, sowie in dem ohne Jahr erschienenen Werke des Jakobus de Theramo „Belial oder der Trost der Sünder Pfister ausdrücklich als Drucker genannt. Die Behauptung, daß er auch der erste gewesen, der überhaupt in deutscher Sprache druckte, ist uach dem Auffinden älterer deutscher Druckfragmente, die sicher von Gutenberg stammen, nichts mehr aufrechtzuerhalten. Lange ist er indes nicht tätig gewesen, denn seit 1463 ist er verschollen und eine ganze Reihe von Jahren hindurch in Bamberg, dem die inneren Bedingungen für eine gedeihliche Entwicklung der Kunst fehlten, keine Presse mehr vorhanden, bis Johann Sensen-schmidt, ein geborener Egerer, aus Nürnberg, wo er seine Tätigkeit begonnen dorthin kam und seit 1481 teils allein teils zusammen mit Heinrich Petzen- Sronscber, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. ^ R

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 73

1906 - München : Oldenbourg
17. Der Bayernstamm im altdeutschen Schrifttum. 73 bürg, die wohl beide einem Geschlechte angehörten, wie es scheint, demselben, an dessen Hof auch Herger, der älteste uns bekannte Spruchdichter, gastfreundliche Aufnahme fand, und in den mannhafte Gesinnung atmenden Weisen des bayerischen Ritters Albrecht von Johannsdorf. Und wie schon „Minnesangs Frühling" auf bayerischem Bodeu manch herzerquickend^ Blüte getrieben, so erschloß sich auch die ganze Sommerpracht ritterlicher Liebesdichtung in der kurzen ersten Blütezeit des deutschen Schrifttums gerade im bayerisch-österreichischen Sprachgebiet zu herrlichster Entfaltung. Dem bayerisch-österreichischen Stamme gehörte wahrscheinlich schon von Geburt, sicher seinem Bildungsgauge nach der glänzendste Vertreter der gesamten Lieder-uud Spruchdichtung unseres Mittelalters an, der Sänger der süßen Minne wie der deutscheu Zucht und Sitte, der furchtlose Verfechter deutscher Kaiserherrlichkeit, der treue Mahner und Warner seines Volkes, Walter von der Vogel\veit)e. Wenn wir auch hier von einer eingehenden Würdigung dieses größten deutschen Lyrikers vor Goethe Abstand nehmen, da wir uns auf Bayern im engeren Sinne beschränken wollen, so bleibt uns doch noch derjenige unter den ritterlichen Dichtern unseres Volkes, der neben Walter der größte gewesen, Wolfram von Eschenbach. Im Grenzgebiet der Bayern und Ostfranken, zu Wildenberg (jetzt Wehlenberg) bei Gunzenhausen beheimatet, nach Eschenbach bei Ansbach benannt, rechnet sich Wolfram selbst den Bayern zu: Ein pris, den wir Beier tragen, muoz ich von Wäleisen sagen: di sint törscher denne beiersch her und doch bi manlicher wer. swer in den zwein landen wirr, gefuoge ein wunder an im birt. *) Wenn irgend etwas, müßte die schalkhafte Laune, die aus diesen Versen spricht, für die Zugehörigkeit Wolframs zu dem Stamme zeugen, dem er sich selbst zuzählt. Der unverwüstliche Humor, dies köstliche Erbteil der bayerischen Volksart, für deren Fähigkeit zu harmloser Selbstironisierung wir Goethes Wort in Anspruch nehmen möchten: „Wer sich nicht selbst zum besten haben kann, der ist gewiß nicht von den Besten", dieser goldene Humor war es denn auch, der dem wenig begüterten Ritter hinweghals über die Unzulänglichkeiten des Lebens, der ihn befähigte über die Schwächen anderer wie feiner selbst zu lachen, der ihn überall als den überlegenen Geist sich bewähren läßt, der über den Dingen steht, aber nicht kalt und teilnahmslos, sondern voll warmen Mitgefühls. Gerade die angeführte Probe gutmütiger Selbstverspottung, die einen so auffallenden Gegensatz zu dem naiven Selbstlob der Kasseler Glossen x) Ein Lob, das sonst mir Bayern tragen, Doch mannhaft, voller Kampfbegier. Muß ich von den Waleisen sagen: Ist einem von uns Witz verliehn, Die sind noch dümmer gar als wir, Der wird als Wunderkind beschrien. ($5. Hertz.)

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 75

1906 - München : Oldenbourg
17. Der Bayernstamm im altdeutschen (Schrifttum. 75 Deutscher hat den tiefsten Gehalt des europäischen Rittertums künstlerisch verewigt." Aber auch Wolframs Zeitgenossen und die nach ihm Kommenden hatten eine Ahnung vou dieser Tiefe seines Wesens, so besonders sein Landsmann Wirnt von Gravenberg, wenn er vou dem „wisen man von Eschenbach“ sagt: „Sin herze ist ganzes sinnes dach: Leien munt nie baz gesprach.“ x) Kaun demnach der bayerische Stamm stolz darauf fein den tiefsinnigsten und größten jener Epiker sein eigen zu nennen, die sich bemühten die wirren Mären der Bretoueu zu sinnvollen Taten zu läutern und die nationalen Vorkämpfer der Kelten zu Spiegelbildern reinsten Rittertums umzuformen, so giug aus ihm auch die größte aller zeit- und fittenfchildernden Dichtungen unseres Mittelalters, der Meier Helmbrecht von Wern her dem Gartenäre, hervor, jenes vorzügliche Zeitgemälde, das uns die Übeltaten eines dem Raubwesen verfallenen Adels und die verderbliche Überhebung seiner bäuerlichen Spießgeselleu in Bildern von überzeugender Lebeustrene vor Augen stellt. Aber noch einen anderen Beweis seiner Begabung für kraftvolle Wirklich-keitsfchilderung hat der bayerische Stamm erbracht. Wir meinen die höfische Dorfpoefie, die wie mit dem Pinsel eines Niederländer Meisters die derben Sommer- und Wintervergnügungen eines kraftstrotzenden, selbstbewußten Bauerngeschlechtes uns vergegenwärtigt. Ein bayerischer Ritter, Neidhart von Reuen tat, war es, der diese neue Richtung aufbrachte, die einzige wirklich neue, die nach Walter vou der Vogelweide in der höstfchen Lyrik noch aufkam. Bringen wir außer dem bisher Betrachteten noch in Anschlag, daß das mehrmals erwähnte Kloster Tegernsee uns im Antichristspiel das großartigste Drama, das im Mittelalter aus deutschem Boden entstanden, aufbewahrt hat; berücksichtigen wir, daß die N i b e l n n g eit fage um 990 zu Paffau auf Geheiß des Bifchofs Piligrim zunächst in lateinischer Sprache aufgezeichnet wurde, um 1200 aber ebenso wie die Gudruusage im bayerisch-österreichischen Stammesgebiet ihre herrlichste Ausgestaltung in deutscher Sprache erfuhr; bedenken wir, daß Bayeru den gewaltigsten Prediger des ganzen deutschen Mittelalters, Bertold von Regensburg, hervorgebracht hat, dessen erschütternden Worten Tausende aus freiem Feld in Zerknirschung lauschten; zieheu wir in Rechnung, daß Bayeru aus der Höhe des Mittelalters den großen Geschichtschreiber Otto von Freising, zu Ende dieses Zeitraumes den trefflichen Aventin uns geschenkt Hat, so kann kein Zweifel über die Tatsache herrschen, daß der bayerisch-österreichische Volksstamm während des Mittelalters in der Pflege des heimischen Schrifttums hinter keinem deutschen Stamme zurückstand, ja, was Zeit und Wert der Leistuugeu anbelangt, vielen mit rühmlichem Beispiel voranschritt. Um so auffallender mnß die andere Tatfache des fast gänzlichen Ver- J) „Sem Inneres birgt lauterste Weisheit; Laienmuud hat nie besser gesprochen."

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 76

1906 - München : Oldenbourg
76 18. Bayerische Stammesangehörige als Vertreter des mittelalterlichen Chronistenstils. stummens eines so reich begabten Volksschlages in der Folgezeit, insbesondere in der zweiten Blütezeit der deutschen Dichtung, genannt werden. Die Ursache dieser betrübenden Erscheinung ist in der gewaltsamen Absperrung des Bayern-stammes vom Geistesleben der deutschen Nation zu erkennen, einer Maßregel, die keine andere Folge haben konnte als geistige Unfruchtbarkeit. Erst das freisinnige Walten des letzten Sprossen aus Kaiser Ludwigs Stamm, Max Iii. Josephs, hat die Eisdecke des langen Winters gebrochen und die einsichtige Fürsorge des Hauses Zweibrücken hat dem lang erstarrten Boden wieder Blüten und Früchte entlockt, durch die Bayern wieder geworden, was es einstens war: eine Heimstatt der Kunst, eine Pflegestütte der Wissenschaft. 18. Bayerische Stammesangehörige als Vertreter des mittelalterlichen Chronistenstils. a) Andreas von Regensburg?) Von Herczog Stephan Ingelstat. Herczog Stephan von Bayren Jngelstat, herczog Ludweigs und sraweu Elyzabeth, küuigin zu Fraukchreich, Vater, ist gewesen klayner und durchgeadelter Person. Er ist geiu mäniklich ein freymilder Herr gewesen. Darumb het in auch mäniklich lyeb. Er was eines tags zu Mayland bei seinem swecher2), Herren Galiacz, und da sy nach fürsteulicher gwonhait heten ir chürczweil von irem tuen und vermügen mit Worten gegen einander und sy auch also prüften dy groß huet3), Aus „Andreas von Regensburg, samtl. Werke", herausgegeben von Georg Leidinger, S. 653. München, M. Rieger, 1903. — Andreas, Chorherr im Augustinerstift zu St. Mang in Stadtamhof 1400 bis etwa 1440, von den Regensburger Bürgern der bayerische Livius genannt, auch von Aventin hochgeschätzt und als Hauptquelle benutzt, schrieb Werke, die nicht nur für die Geschichte Bayerns sondern auch für die deutsche Reichsgeschichte von unvergänglichem Werte sind. In erster Beziehung sind zu nennen zwei Chroniken über die bayerischen Fürsten (eine lateinische und eine deutsche); zu diesem ersten bayerischen Geschichtswerk war die Anregung von einem Wittelsbacher Fürsten (Herzog Ludwig von Bayern-Ingolstadt) ausgegangen und der fürstliche Auftraggeber hatte den rechten Mann gefunden. In zweiter Hinsicht sind erwähnenswert seine allgemeine Chronik, seine Chronik des Konstanzer Konzils, sein Tagebuch und seine Hnssitenchronik. 2) swecher — Schwiegervater, sagt Andreas irrtümlich; Herzog Galeazzo Viskonti von Mailand war der Schwager des Bayernherzogs, denn Thaddäa Viskonti, die Tochter des Herzogs Barnabas Viskonti und seit 1364 die Gemahlin des Jngolstädters, war die Schwester Galeazzos. Aber trotz dieses Irrtums verdient die Tatsache, daß ungefähr ein Jahrhundert, bevor der württembergifche Herzog Eberhard im Barte auf jenem Reichstag 1495 „einst zu Worms im Kaisersaal" sich als „reichster Fürst" pries, ein Wittelsbacher Fürst (etwa 1390) jenes stolze Wort von der Liebe und Anhänglichkeit seines Volkes gesprochen hat, besondere Beachtung. 3) Leibwache.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 114

1906 - München : Oldenbourg
114 26. Die Einführung und Entwicklung der Büchdruckerkunst in Bayern. stein er, der aus Nürnberg stammte, bis Anfang 1491 brucfte. Sie leisteten Hervorragendes in der Herstellung liturgischer Werke, von denen das Meßbuch für den Benediktinerorden von 1481 und das Freisinger Brevier von 1482 die frühesten sind. Nach dem Tode Joh. Sensenschmidts trat an seine Stelle ein Bamberger Bürger, Johann Pfeil, der 1491 und 1492 im Berein mit Petzensteiner und Lorenz Sensenschmidt, dem Sohne des Johann, druckte, dann aber allein bis ins 16. Jahrhundert hinein mit Erfolg typographisch tätig üd lieber Herr jheki rntte als Dütirefhnblttbeti prk erttati Den an Dem Dritte» tao von Dem tode uitd pift erhöhten Deiner lieben muteronb roaria warte auch Den andem Deinen lieben tüngern ond ly erfremeft als Dü lprachlt Der fridlcpmit'hirt) also lieber berr lad mich auch alla trfremet tu erben an Dem iiin Olten tag ond trrb one nach ijilem leben tu Deines oater reich Dao etoifl lebm amen Aus „Leidensgeschichte Jesu", gedruckt um 1460 von Albrecht Pfister in Bamberg. war. Außer liturgischen Werken gingen, besonders im 16. Jahrhundert, verschiedene Staatsschriften ans feiner Presse hervor, von welchen die 1507 auf Veranlassung des Bamberger Fürstbischofs Georg Iii. erschienene Halsgerichtsordnung , die Grundlage der nachmaligen peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V., die historisch merkwürdigste ist. Neben diesen größeren Druckereien waren auch einige kleinere vorübergehend in Betrieb, so feit 1487 die des Hans Sporer, ebenfalls eines Nürnbergers, der kleinere Volksbücher und Lieder in deutscher Sprache herausgab, weil er aber ein Spottlied aus den Herzog Albrecht von Sachsen gedruckt hatte, gezwungen ward Bamberg zu verlassen, und die des Markus Ayrer, eines wandernden Buchdruckers, der 1492 und 1493, teilweise mit Hans Bernecker zusammen, gleichfalls kleinere deutsche Schriften veröffentlichte.

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 74

1906 - München : Oldenbourg
74 17. Der Bayernstamm im altdeutschen Schrifttum. bildet, zeigt die Überlegenheit dieses größten dichterischen Vertreters des ganzen Bayernstammes am schlagendsten: was mißgünstige Nachbarn den Bayern nachsagen mochten, eine gewisse Unbeholsenheit im Auftreten, gerade das benutzt der Dichter um die Tapferkeit seines Stammes in Helles Licht zu rücken. Aber auch sonst vergoldet ihm die menschenfreundlich-heitere Grundstimmung seines Wesens das ganze Leben und verleiht seiner Darstellungsweise wie seiner Sprache einen eigenen Reiz, eine Frische, eine Ursprünglichkeit und Anschaulichkeit, durch die sie hoch über der gedaukenblasfen Ausdrucksweise anderer höfischer Dichter steht. Es kam Wolfram zugute, daß seine bayerische Heimat weit genug von Frankreich, der Wiege und dem Musterland höfischen Wesens, ablag um nicht so stark von dorther beeinflußt werden zu können wie das Rheinland und Alamannien. Mochten die Alamannen immerhin den Bayern vorwerfen, daß ihren Dichtungen der Stempel höfischer Vollkommenheit fehle, mochte Gottfried von Straßburg über den großen Ungenannten, der nur Wolfram sein kann, als über einen „vindsere wilder msere, der msere wildersere“1) den Stab brechen: wir freuen uns, daß sich Wolfram gerade die Eigenschaft unverkümmert erhielt, die auch heute noch das beste Erbteil des bayerisch-österreichischen Stammes in seiner Unverbranchtheit ist, naturfrische Ursprüuglichkeit. Bon ihr beseelt und durchdrungen verzichtet Wolfram gern auf erkünstelten Ernst und erzwungene Würde, von ihr geleitet tritt er herzhaft an die Dinge heran, sieht und schildert er sie, wie sie sind: je bezeichnender der Ausdruck, je anschaulicher das Bild, desto lieber ist es ihm. Wohl streift er dabei gelegentlich die Grenze des ästhetisch Zulässigen, ja er überschreitet sie auch ab und zu, aber immer ist es frisch Pulsierendes Leben, das er uns bietet, nichts Totes, Erstarrtes, nichts Ausgeklügeltes, nur Erdachtes. Aber derselbe Dichter, der so trefflich zu schildern versteht, er haftet nicht an der Außenseite der Diuge; derselbe Meusch, der so herzlich lachen kann, ist auch des tiefsten Ernstes fähig. Schon die Wahl des Stoffes zu seinem Hauptwerk Parzival, mehr noch dessen Ausführung zeigt, daß Wolfram eine religiöse Natur im besten Sinne des Wortes, d. h. ein Mensch durchdrungen vom Walten einer höheren Macht, aber frei von jeder ungesunden Welt- und Lebensflucht und fern von jeder kaltherzigen Verfolgungssucht war. Auch darin scheint uns der liebenswürdige Dichter ein echter Sohn des Bayernstammes zu sein, der sich durch die Jahrhunderte feiner Geschichte in menschlich-schöner Weise freigehalten hat von jeder Art von Zelotismus, aber stets ein tiefes Bedürfnis bekundete zu feinem Gott in einem herzlichen Verhältnis zu stehen. Darum konnte auch Wolfram die vielfach äußerlichen Geschehnisse seiner Vorlage in tiefere innere Beziehung zueinander setzen, das Ganze aus der Fülle seines Innenlebens bereichern und ihm eine Seele einflößen, so daß Wilhelm Scherer ihm gar wohl nachrühmen durste: „Ein fchriftnnknndiger „Ein Erfinder befremdlicher Abenteuer, ein Geschichtenjäger.
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